In einer dynamischen Welt, in der sich Anforderungen so rasch verändern wie der Code, den wir schreiben, stehen zwei Konzepte im Zentrum unseres Erfolgs: Agilität und Resilienz. Unsere Agile Coaches geben Aufschluss über Synergien dieser beiden Konzepte und wie Resilienz Teams sowie Organisationen dabei unterstützt, widerstandsfähig und langfristig erfolgreich zu sein.
Wenn wir die letzten Jahre Revue passieren lassen, stellen wir fest, dass diese mit Krisen gepflastert sind. Die Pandemie, der Ukrainekrieg sowie die Klimakrise haben Einfluss auf unser Leben genommen. Abseits globaler Krisen gab es mit Sicherheit für einige von uns auch viele persönlichere Krisen – Konflikte, Verluste, Unfälle, Krankheiten, große Probleme aller Art - die uns mehr abverlangt haben, als wir an Ressourcen oder Bewältigungsstrategien zur Verfügung hatten. Das Gute ist, wir sind immer noch da und bleiben am Ball. Das heißt, wir haben viel Resilienz bewiesen. Wir waren widerstands- und anpassungsfähig, haben unsere Krisen bewältigt und dass ein oder andere dazugelernt. Hiermit könnte der Artikel schon zu Ende sein – q. e. d.
Doch vielleicht ist es klug, mal etwas genauer hinzuschauen und bewusster wahrzunehmen, was Resilienz genauer ist.
Bevor wir einsteigen, noch ein Hinweis: Bei der Resilienzstärkung geht es nicht darum, Krisen zu vermeiden (weil, das unmöglich ist) oder unverwundbar zu sein. Resilienz entsteht nämlich nicht im luftleeren Raum, sondern erst im Umgang mit Krisen, Belastungen und Entwicklungsaufgaben und es geht dabei um die Wiedererlangung unseres ursprünglichen Funktionsniveaus.
Resilienz: Die Fähigkeit, Krisen und Unsicherheit zu bewältigen
Resilienz ist die Fähigkeit, Krisen, Rückschläge und unsichere Situationen zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen. Resiliente Menschen akzeptieren die Realität, sind lösungsorientiert, bauen starke Netzwerke auf, glauben an ihre Selbstwirksamkeit und richten ihren Blick auf die Zukunft und ihre Werte. Diese Qualitäten sind in einer Welt, die von VUCA geprägt ist - von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz - von entscheidender Bedeutung. Resilienz lässt sich nicht nur auf individueller Ebene feststellen. Resilient kann bspw. auch ein Team oder eine Organisation/ein Unternehmen sein.
Teamresilienz
Im Teamkontext bedeutet Resilienz, dass das gesamte Team die Fähigkeit entwickelt, gemeinsam Krisen und Unsicherheit zu bewältigen. Resiliente Teams zeichnen sich durch klare Kommunikation, eine starke Verbindung zwischen den Teammitgliedern und die Fähigkeit aus, Konflikte konstruktiv zu lösen. Sie können sich flexibel an Veränderungen anpassen und innovative Lösungen entwickeln. Zudem haben resiliente Teams fünf Schlüsseldynamiken:
- Psychologische Sicherheit: Risiken eingehen, ohne sich unsicher oder peinlich berührt zu fühlen
- Zuverlässigkeit: darauf vertrauen, dass jeder im Team hochwertige Arbeit rechtzeitig erledigt
- Struktur & Klarheit: klare Definition von Zielen, Rollen und Ausführungsplänen
- Bedeutung der Arbeit: ist das, woran gearbeitet wird, für jeden persönlich wichtig
- Auswirkungen der Arbeit: die Arbeit, die getan wird, ist von Bedeutung
Organisationale Resilienz
Auf organisatorischer Ebene geht es bei der Resilienz darum, die gesamte Organisation widerstandsfähig gegenüber Krisen und Unsicherheit zu machen. Organisatorische Resilienz erfordert eine klare Vision und Ziele, die von allen Mitarbeitenden geteilt werden. Sie beinhaltet die Fähigkeit, Risiken und Chancen in der internen und externen Umgebung zu antizipieren und darauf zu reagieren. Eine resiliente Organisation verfügt über eine effektive Führungskultur, die auch in unsicheren Zeiten ermöglicht, dass die Organisation erfolgreich bleibt. Sie entwickelt eine Kultur, in der Werte und Einstellungen geteilt werden, die die Anpassungsfähigkeit und Agilität fördern. Zudem setzt sie auf Wissensaustausch, das Lernen aus Erfahrungen und den Aufbau von Ressourcen, um sich schnell an sich ändernde Umgebungen anzupassen.
Wie trägt Resilienz zur Agilität bei?
Per Definition bezieht sich Agilität auf die Fähigkeit, sich schnell an Veränderungen anzupassen und flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren. Dieser Ansatz ist in verschiedenen Bereichen relevant, sei es in der Projektarbeit, in der Unternehmensführung, in der persönlichen Entwicklung oder im Sport. Agilität betont die Notwendigkeit, sich kontinuierlich anzupassen und schnell auf sich ändernde Situationen zu reagieren, was in einer komplexen Welt von großer Bedeutung ist. Die definitorische Nähe oder Verbindung zu Resilienz wird schon recht deutlich. Sie wird aber klarer, wenn wir die Schlüsselkomponenten der Resilienz genauer betrachten und sehen, wie sie zur Förderung der Agilität beitragen:
Akzeptanz und Anpassungsfähigkeit: Resilienz beginnt mit der Akzeptanz der Realität, auch oder vor allem, wenn sie von Unsicherheit/ Unvorhersehbarem geprägt ist. Die Fähigkeit zur Akzeptanz heißt die Realität annehmen und sie verstehen zu können. Akzeptanz beutet explizit nicht, alles gutzuheißen, was passiert. Sie ermöglicht es erst, sich an Veränderungen anzupassen, sei es auf individueller Ebene oder in beruflichen Kontexten, da sie eine objektivere und ganzheitlichere Betrachtung möglich macht. In einer agilen Umgebung, die sich schnell ändern kann und von Volatilität und Unsicherheit geprägt ist, ist die Fähigkeit zur Akzeptanz und damit zur Anpassung von unschätzbarem Wert.
Lösungsorientierung und Zukunftsfokussierung: Resiliente Menschen haben eine lösungsorientierte Denkweise und richten ihren Blick auf die Zukunft. Sie suchen aktiv nach Wegen, um mit Herausforderungen umzugehen, anstatt in der Vergangenheit zu verweilen. Diese Eigenschaften sind auch in Teams und Organisationen von entscheidender Bedeutung und finden bspw. in agilen Scrum-Formaten wie der Retrospektive oder dem Planning Ausdruck.
Der Zweck der Retrospektive besteht darin, die Zusammenarbeit und die Leistung eines agilen Teams zu reflektieren und kontinuierlich zu verbessern. Dabei geht es darum, die positiven Aspekte zu würdigen und die Dinge zu identifizieren, die nicht so gut gelaufen sind. Der Fokus liegt auf der Selbstreflexion und der Suche nach Möglichkeiten zur Verbesserung. Die Teilnehmenden erarbeiten gemeinsam konkrete Maßnahmen, um die Arbeitsweise des Teams zu optimieren. Die Retrospektive fördert die Teamkommunikation, die Transparenz und die kontinuierliche Anpassung an Veränderungen.
Während des Sprint Planning entscheidet das Team, welche Aufgaben in den Sprint aufgenommen werden und wie sie umgesetzt werden sollen. Dabei werden auch die Ziele für den Sprint festgelegt. Das Meeting hilft, Klarheit über die anstehende Arbeit zu schaffen und sicherzustellen, dass das Team ein gemeinsames Verständnis für die Aufgaben und Ziele hat.
Insgesamt dienen sowohl die Retrospektive als auch das Sprint Planning dazu, die Effizienz und Effektivität agiler Teams zu steigern. Die Retrospektive ermöglicht kontinuierliche Verbesserungen, während das Sprint Planning die Grundlage für die Planung und Ausführung der bevorstehenden Arbeit schafft.
Netzwerke und Beziehungen: In Zeiten der Krise sind starke Netzwerke und Beziehungen von entscheidender Bedeutung. Resiliente Menschen, Teams und Organisationen können auf diese Netzwerke zurückgreifen, um Unterstützung und Ressourcen zu mobilisieren. In agilen Teams ist die Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen, wichtig, um ein hochperformantes Team zu werden. Diese Netzwerk-/Beziehungsorientierung dient zum einen dazu, gegebenenfalls Expertisen als Ressourcen in das Team zu holen, als auch Konflikte innerhalb des Teams zu lösen und Synergien zu bilden. Auch auf organisationaler Ebene dient die Netzwerkorientierung bspw. der Reflexion und Beeinflussung der relevanten Umwelten der Organisation und dem Teilen von Wissen und Informationen.
Werte und Sinnerleben:
Werte sind von entscheidender Bedeutung in einer von Komplexität geprägten Welt, da sie eine klare Orientierung bieten. Sie sind der Kompass und fungieren als Leitlinien, die Entscheidungen und Verhalten in Einklang mit den persönlichen oder gemeinsamen Überzeugungen und Prinzipien bringen. Werte definieren die Identität von Individuen, Teams und Organisationen und prägen deren Kultur. Klare und gelebte Werte schaffen Vertrauen und dienen als Grundlage für Entscheidungsfindung und Konfliktlösung. Sie fördern Motivation und Engagement und beeinflussen maßgeblich den Erfolg und die Nachhaltigkeit von Menschen, Teams und Unternehmen. Scrum als etablierte agile Arbeitsmethode ist ein sehr werteorientiertes Vorgehen und setzt auf die Werte: Commitment, Fokus, Offenheit, Respekt und Mut.
Fazit: Resilienz als Basis für Agilität in einer komplexen Welt
Resilienz bildet das Fundament, auf dem Agilität aufbaut. In einer Welt, die von VUCA geprägt ist - von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz - sind Resilienz und Agilität untrennbar miteinander verbunden. Resilienz befähigt Individuen, Teams und Organisationen, in Krisenzeiten oder einfach „nur“ komplexen Umwelten und inmitten von Unsicherheit und Veränderungen erfolgreich zu navigieren. Sie ist die Antwort auf die Anforderungen einer Welt, die sich ständig wandelt und in der Agilität und Anpassungsfähigkeit von entscheidender Bedeutung sind.
Quellen:
Bentner, A., Jung, J. (2022): Resilient durch Krisen. Heidelberg (Carl-Auer).
www.beuth.de
Gabler Wirtschaftslexikon
Hunziker, A., Steiner, C. (2022). Mit agilem Mindset zur Resilienz. In: Schellinger, J., Tokarski, K.O., Kissling-Näf, I. (eds) Resilienz durch Organisationsentwicklung. Springer Gabler, Wiesbaden.
www.kulturmanagement.net
LOOVANZ
Reichhart, T., Pusch, C. (2023). Wie der Mensch und sein Gehirn funktionieren. In: Resilienz-Coaching. Springer, Wiesbaden.
re:Work
Rönnau-Böse, M., Fröhlich-Gildhoff, K., Bengel, J. und Lyssenko, L. (2022). Resilienz und Schutzfaktoren. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden.
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