Ein UX Expert Review ist eine expertenbasierte Evaluationsmethode, um die Usability eines Softwareprodukts mithilfe von Guidelines, Normen und Heuristiken festzustellen. Das Review kann in jedem Stadium der Entwicklung durchgeführt werden, dabei ist unwichtig, ob es sich um einen Prototypen, ein Wireframe oder eine bereits (teil-)funktionale Anwendung handelt.
Grundidee
- Es sollen sowohl pragmatische als auch hedonische Qualitätsaspekte berücksichtigt werden.
- Positive und negative Aspekte sollen von den Reviewenden gleichermaßen berücksichtigt werden.
- Die Aspekte, auf die die Reviewenden achten sollen, werden abhängig von der evaluierten Anwendung gewählt.
Vorteile:
- günstiger als herkömmliches User Testing
- geringerer Zeitaufwand
Nachteile:
- keine realen Nutzenden
Experten
Die Experten sollten über Kenntnisse im UX-Bereich verfügen und idealerweise auch im Anwendungsbereich des Produkts. 3–4 Experten sind ausreichend.
Methode
Das Grundkonzept aller Usability-Review-Verfahren ist es, ein Produkt bzw. eine Anwendung durch wenige Experten beurteilen zu lassen. Ziel der Experten ist es dabei, Schwachstellen im Produkt zu identifizieren und in strukturierter Form zu dokumentieren.
Diese Schwachstellen werden dann in der Folge mit den Entwickelnden der Anwendung diskutiert und (im Optimalfall) behoben. Um etwaige Usability-Probleme aufzudecken, können zwei Methoden zum Einsatz kommen.
Cognitive Walkthrough:
Bei einem Cognitive Walkthrough gehen die Experten gemeinsam durch die Anwendung. Hier werden vorab die wichtigsten Use Cases und Wireflows identifiziert, die dann von den Experten gemeinsam durchgeführt und diskutiert werden. Im Vorfeld können hier Fragen zur Orientierung erarbeitet werden, die sich die Experten bei jedem Use Case erneut stellen können.
Beispiel:
Wird die nutzende Person merken, dass die richtige Aktion verfügbar ist? (Diese Fragen sind abhängig von der Anwendung)
Heuristische Evaluation:
Bei der heuristischen Evaluation werden 10 Usability Heuristiken verwendet (s. www.nngroup.com). Die Heuristiken sind sehr allgemein gehalten, um so auf möglichst viele Anwendungskontexte zu passen. Eine weitergefasste Auflistung von UX-Aspekten kann hier gefunden werden: www.uer.ueq-research.org (Download: UX Aspects)
Es ist allerdings auch möglich, eigene kontextspezifische Anwendungsprobleme zu erfassen, falls diese nicht durch die vorgegebenen Heuristiken abgedeckt werden. Die Experten sollen das Produkt während des Reviews unabhängig voneinander untersuchen, um einen möglichst neutralen Blick auf das System beizubehalten und sich nicht gegenseitig zu beeinflussen. Während der anschließenden Diskussion besprechen die Experten die gefundenen Usability-Probleme allerdings gemeinsam. Diese werden nach ihrer Schwere bewertet und priorisiert. An dieser Stelle können bereits Vorschläge zu potenziellen Lösungen angebracht und erörtert werden.
Auswahl der UX-Aspekte/Heuristiken für die heuristische Evaluation:
- Card Sorting der Aspekte mit Personen, die das Produkt kennen (UX Designer, Product Owner, Kunde etc.)
- oder Interview mit den genannten Personen
Hier ist zu beachten, auch UX-Aspekte auszuwählen, die auch im Interesse des Kunden (nicht nur der User) sind z. B. Vermarktung
Phasen während des Reviews
Auswertung
Im Anschluss werden die Ergebnisse gemeinsam durchgegangen und verglichen. Die gefundenen Usability-Probleme werden dabei nach Schwere priorisiert. Dabei können schon erste Verbesserungsvorschläge besprochen werden. Wichtig hierbei ist es, die Probleme in ein Format zu überführen, damit diese an das Produktteam inkl. Kunde und Entwickelnde kommuniziert werden können.
Material:
Für UX Expert Reviews gibt es eine Vielzahl an Materialien, die bei der Evaluation unterstützen können. Eine Empfehlung: uer.ueq-research.orgQuellen:
www.nngroup.com
www.uer.ueq-research.org
www.eresult.de
www.doi.org