Leipzig, Kupfergasse, morgens, nach acht Uhr. Es ist die 2019er Leipziger Ausgabe des „World Usability Days“
Leipzig, Kupfergasse, morgens, nach acht Uhr. Was man sonst eher als Anblick an warmen Sommerabenden vor Popkonzerten kennt, kann der staunende Passant auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit mitten in der Innenstadt beobachten: eine Schlange offenkundig vorfreudig motivierter Menschen drängt sich vor dem Kupfersaal. Wer genauer hinsieht, wird sogar herausfinden können, was so viele Menschen an einem Donnerstagmorgen zusammengeführt hat: An einigen Außenwänden und Scheiben des Dresdner Hofes und des Schrödterhauses verraten Wegweiser-Plakate den Anlass: Es ist die 2019er Leipziger Ausgabe der „World Usability Days“, veranstaltet durch die UXD-Abteilung der IT Sonix Custom Development GmbH.
Die Wissensdurstigen sollen nicht enttäuscht werden: Noch während die letzten der Ankömmlinge die Einlassprozedur durchlaufen, startet der straff geplante Konferenztag mit einem wahren Feuerwerk an Präsentationen und Workshops, Frage- und Diskussionsrunden sowie legerem Austausch unter Gleichgesinnten am Buffet.
Keynote-Speaker Matthias Laschke von der Universität Siegen beleuchtet eine knappe Stunde lang die Welt der Produkte unter dem Blickwinkel von Glück und Wohlbefinden, die sie ihren Nutzern bringen – oder manchmal auch nehmen. Weitere Experten aus der deutschen Wirtschaft und Wissenschaft reihen sich mit ihren Präsentationen auf der Hauptbühne ein, während zur selben Zeit im futuristischen Ambiente des benachbarten Schrödterhauses hoch motivierte Referenten zu Workshops einladen.
Dieses Jahr zum ersten Mal dabei: der so genannte „Business Track“ – ein Workshop, der sich ganz gezielt an Entscheidungsträger in der Wirtschaft richtet. Durch Ausprobieren unterschiedlicher Ansätze beim Entwurf eines Beispielproduktes machen die Teilnehmer die Erfahrung, dass möglichst frühzeitiges Verstehen der späteren Nutzer und das Betreiben geeigneter Beobachtungs- und Feedbackmethoden für den geschäftlichen Erfolg ganz maßgeblich sein können – und dies nehmen die Teilnehmer aus dem Business Track nun in ihren Berufsalltag mit.
Spannend bleibt es auch am Nachmittag auf der Hauptbühne im Kupfersaal: Tobias Limbach von Hillrom Surgical Solutions gibt Einblicke in die Welt des Designs von Medizintechnikprodukten, bevor Dr. Michael Minge vom Fachbereich „Kognitive Ergonomie“ der TU Berlin mit zehn zentralen Thesen die Erfolgsaussichten von „Agilem UX-Produktdesign“ ins Visier nimmt.
Ein ganz spannendes Thema, das eine sehr angeregte Diskussion und Fragerunde auslöst, bringt Richard Bretschneider von der UX-Agentur eResult aus Köln mit: Er stellt aktuelle Entwicklungen rund um Machine Learning und Künstliche Intelligenz vor. Von sehr überzeugend aussehenden vermeintlichen Fotos, die durch eine KI mit Hilfe von ein paar Eingabeparametern erstellt werden, bis hin zu Monsterkatzen mit kritischer Sozialprognose gibt es eine Menge Momente, die das Publikum zum Stauen, Raunen und auch Lachen bringen und damit dem Thementeil des Tages einen eindrucksvollen Abschluss verleihen.
Während der Vorträge passiert im Hintergrund etwas eher Ungewöhnliches: „Graphic Recording“ – die Zeichnerin Tiziana Beck lauscht den Vorträgen und beobachtet, was sie sieht, um es unmittelbar in assoziative bildende Kunst umzusetzen. So entsteht binnen kürzester Zeit eine ansehnliche Sammlung von Bildern, die bleibende Artefakte des Tages werden und die – in gerahmter Form – die Referenten als Andenken mitnehmen können. An so mancher Bürowand in Universitäten oder Unternehmen wird künftig also ein Bild an den 14. November 2019 in Leipzig erinnern.
Fotograf: Robert Rosenberger von doksafe